Das Cover

 

Der Verlag schrieb zu diesem Buch:

Carlo Carlucci, der umtriebige Beigeordnete, spielt in vier der insgesamt zwölf Geschichten des Bandes die Hauptrolle. Die Carlucci-Abenteuer beschreiben in humorvoller Weise die Menschen im Ried.

Carlucci und die Vorsitzende

Nachdem die Geflügelzüchter beglückt von ihrem Ausflug ins Sauerland zurückgekehrt waren und Carlucci auch bei seinem Auftritt bei den Landfrauen keinen Blumentopf gewinnen konnte, hatte sich der Beigeordnete geschworen, der Fleischeslust abzuschwören. Doch lange hält der gute Vorsatz nicht. Nur wenige Monate nach seinen deftigen Niederlagen sitzt Carlucci daheim an seinem Schreibtisch und überlegt, welche der ihm bekannten Frauen zu gelegentlichen erotischen Abenteuern bereit sein könnten.
Immer mehr enden diese Gedanken bei der Vorsitzenden des örtlichen Karneval- und Kulturvereins, der rührigen und umtriebigen Bettina Lautenschläger.
Bettina, obgleich verheiratet, müsste eigentlich seinen Wünschen und Bedürfnissen zugänglich sein, meint er nach Abwägung der Lebensumstände, in denen sich die Vorsitzende befindet. Gatte Lautenschläger ist nämlich im Ort als Frauenheld und Charmeur bekannt. Folglich müsste Sabine daran Interesse haben, ihre offensichtliche Benachteiligung auszugleichen und gewissermaßen ein Gleichgewicht beiderseitigen ehelichen Fremdgehens anzustreben.
Dabei trifft es sich gut, findet Carlucci, dass der Karneval- und Kulturverein gerade beim Gemeindevorstand einen Antrag auf Zuteilung weiterer Übungsstunden in der Altrheinhalle gestellt hat. Er hätte so einen wunderbaren Vorwand, an sie heranzutreten und sie zu einem persönlichen Gespräch über das Anliegen ihrer Vereinigung in seine Wohnung einzuladen.
Alles Weitere ergebe sich dann praktisch von alleine, denn Sabine Lautenschläger dürfte ja bekannt sein, welch bedeutende Rolle er als erster Beigeordneter bei der Vergabe von Hallenstunden spielt. Sie würde sich erkenntlich zeigen, notfalls auch zeigen müssen. Es wäre ein gegenseitiges Geben und Nehmen, bei dem eine von ihm bezahlte Flasche Champagner und dezente Hintergrundmusik von Chris Rhea ein adäquates Ambiente bildeten.
Bettina Lautenschläger stimmt Carluccis Ansinnen sofort zu, als er sie vorsichtshalber an ihrem Arbeitsplatz im Büro eines Baugeschäfts und nicht zu Hause anruft. Ja, am Samstagabend gegen sieben, da komme sie vorbei, und gerne spräche sie dann mit ihm über den Antrags des Vereins. Klar, dass der Gemeindevorstand nähere Informationen brauche und die Beweggründe besser kennen müsse. Natürlich, sie bringe auch genug Zeit mit und sage deshalb alle anderen Termine für diesen Abend ab.
Carlucci ist ganz hin über seinen großen Erfolg. Seit er neulich ja auch in der Bild gestanden hat, da ist er bekannt, eigentlich sogar prominent. Kein Wunder, wenn die Frauen auf einmal springen, wenn er sie ruft!
Muss es da wirklich noch teurer Champagner sein? Würde es nicht auch schon ein billigerer Aldi-Sekt tun? Zusammen mit der eingeschweißten Partypackung für 2 Mark 99?
Doch Carlucci versteht sich als Gentleman. Bettina darf es an nichts fehlen. Die Stunden bei ihm müssen ein Erlebnis für sie werden. Denn dann wird sie auch bald wiederkommen. Carlucci setzt sich also ins Auto und fährt nach Darmstadt in den Kaufhof. Nichts von Penny, nichts von Aldi kommt für Bettina in Frage. Für seine neue Eroberung gibt es nur allererste Sahne. Das ist Pflicht.
Die Köstlichkeiten für Bettina findet er im Untergeschoss des Kaufhauses. Dann will er sich noch ein wenig umsehen, denn wann kommt er schon einmal in die Stadt! Mit der Rolltreppe fährt er hoch in die zweite Etage. In der Sportabteilung entdeckt er ein Sonderangebot von Jogging-Anzügen der Marke Nike.
Wenn er sie in so was empfängt, überlegt er, dann kann er damit doch gehörig Eindruck schinden. Nike, das ist heutzutage ganz entschieden in. Die Marke der Olympiasieger! Auch wird er viel jugendlicher in solchen Klamotten wirken. Bettina, fällt ihm ein, war ja früher ja ein As im Sport gewesen. Die wird das zu würdigen wissen!
Also entscheidet er sich für einen schwarzen Jogging-Anzug, Größe XXL. 99 gut angelegte Mark sind das, findet er. Aber was ist, wenn Bettina keinen Chris Rhea mag? Gut, dass gleich um die Ecke CDs verkauft werden. Doch was könnte ihr gefallen?
Nach langem Hin und Her entscheidet er sich für einmal Guildo Horn, einmal Die Schürzenjäger und einmal Die drei Tenöre. Wieder sind 100 Mark ausgeben. Du liebe Zeit, das wird ein teurer Abend!
Andererseits könnte sich das eingesetzte Kapital schnell amortisieren. Und schon beim nächsten Mal wird er ihr höchstens noch Hausmannskost anbieten. Hering in pikanter Soße etwa. Oder sie muss selbst was mitbringen.
Die Darmstädter Ausgaben blieben nicht die einzigen. Frisch geduscht und hergerichtet will er sie begrüßen. Eine besondere Seife, ein Haargel, ein neues After Shave und ein Deodorant (Axe, denn damit ist man unwiderstehlich, wie Carlucci aus der Fernsehwerbung weiß) strapazieren seinen Etat ganz erheblich.
Dann ist der große Tag endlich gekommen. Carlucci säubert seine Wohnung, putzt die Fenster und kehrt die Gasse. Um vier nachmittags duscht er zum ersten Mal, zieht danach seinen muffigen Bademantel an, füllt zwei Schalen mit dem sündhaft teuren Käsegebäck und den billigeren Salzstangen, poliert die Sektgläser, schrubbt die Platte seines Couchtischs, legt ein Deckchen auf, stellt zwei Kerzen bereit und prüft die Lautstärke seiner Anlage. Alles bestens!
Um sechs duscht er wieder, jetzt mit allen Kosmetika, die ihm den Erfolg bei Bettina erleichtern werden. Dann kommt der alte Bademantel in die Waschmaschine, und er schlüpft in eine nagelneue Schiesser-Unterhose. Nun hat auch der neue Jogging-Anzug Premiere. Aber o weh, um ein Haar hätte er eine Preisauszeichnung übersehen. Da hätte er sich vielleicht blamiert!
Auf Strümpfe verzichtet er. Aus Erfahrung. Bis er die früher immer ausgezogen hatte, war ...... Na ja. Vorbei. Heute ist er klüger! Über seine nackten Füße kommen die Pantoffeln, dann massiert er sich das Gel ins Haar, bürstet es ordentlich durch, kämmt sich vor dem Spiegel und findet, dass er so noch gut als Vierzigjähriger durchgehen könnte.
So muss es auch sein, befindet er, denn Bettina geht zwar allmählich auf die 50 zu, sieht aber gut und gerne zehn Jahre jünger aus. Dass sie momentan ein paar überflüssige Pfunde mit sich herumschleppt, ist nicht von Belang. Die machen sie nur noch liebenswürdiger.
Bettina kommt pünktlich auf die Minute. Carlucci begrüßt sie ohne Überschwang, denn er kann ja nicht gleich über sie herfallen. Galant will er ihr allerdings aus dem Mantel helfen. Sie muss sich dabei umdrehen, und ihr Blick fällt durch die offenstehende Wohnzimmertür.
"Ach, du erwartest noch Gäste", meint sei. "Dann wirst du ja froh sein, dass ich doch nur kurz mit dir reden kann."
"Nein", sagt Carlucci tapfer, "da kommt niemand mehr. Nur du."
"Na, wegen mir kannst du den Zauber da ja nicht veranstaltet haben. Komm, wir setzen uns schnell in deine Küche und bereden den Kram!"
In zehn Minuten hat Bettina die Argumente des Karneval- und Kulturvereins für eine Ausweitung der Hallenstunden überzeugend vorgetragen.
"Für den Gemeindevorstand habe ich sie nochmals hier auf diesem Blatt aufgelistet. Dann vergisst du sie nicht, wenn ihr darüber beratet. So, ich wollte noch einen Film im Dritten sehen. Ich mach mich auf den Weg."
"Willst du nicht wenigstens ein Glas Champagner mit mir trinken?" fragt Carlucci matt.
"Du, das macht aber keinen guten Eindruck, wenn nachher deine Bekannte kommt, und die Flasche ist schon angebrochen! Weißt du, wenn die Sache durch ist und wir die Hallenstunden haben, dann lad ich dich mal zu einem Pils beim Dorfmarkt ein."
Bettina nimmt ihre Jacke von der Garderobe, verabschiedet sich und winkt ihm vom Auto her noch einmal zu. Carlucci geht niedergeschlagen in seine Wohnung zurück, setzt sich auf die Couch und schaltet die letzten Minuten von ran an. Auch das noch, seine Bayern haben schon wieder mal verloren!
Später räumt er die unbenutzten Gläser und den Sektkühler in den Schrank zurück. Die Champagnerflasche legt er in den Kühlschrank. Dort entdeckt er den großen Topf mit den Eiswürfeln.
"Ach, du meine Güte, die habe ich ja ganz vergessen! Das wäre ein glatter Reinfall geworden!"
Beim nächsten Mal, beschließt er, muss er unbedingt auch daran denken.

Pressestimmen


Wie bei BITTERBLUE kommentierten zahlreiche Zeitungen das Erscheinen des Buchs. Zitiert wird hier aus einer Besprechung des Buchs im "Bergsträßer Anzeiger (BA)" :

".... Zillig unterhält seine Leserschaft, bringt sie zum Schmunzeln und herzhaftem Lachen und schafft es dennoch, ihr auch einen Spiegel vorzuhalten: Seid ihr nicht auch ein wenig wie Carlo Carlucci, Marie Boess oder Ekki Wenner? ...."

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